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In der Assmann-Hölle mentale Stärke bewiesen

Fehlerquote minimiert – Cool in hitziger Stimmung – HSG Wetzlar holt sich zwei wichtige Punkte beim ThSV Eisenach

Bild: Christian Heilwagen

Nach einer holperigen ersten Halbzeit sicherte sich die HSG Wetzlar in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga mit einer Leistungssteigerung den 27:23 (10:11)-Sieg beim TVSV Eisenach.

HSG-Trainer Frank Carstens vertraute auf die Anfangsformation des Spiels gegen Stuttgart. Neben Spielmacher Magnus Fredriksen komplettierten Hendrik Wagner und Nemanja Zelenovic den Rückraum. Auf den Außenpositionen spielten Domen Novak und Emil Mellegard, am Kreis begann Rasmus Meyer Ejlersen und im Tor Till Klimpke.

Eisenach stellte von Beginn an seine sehr offensiven Abwehrformation auf die Platte, die die HSG beim Spielaufbau massiv stören wollte. Viel Bewegung ohne Ball war von Wetzlarer Seite gefragt, um die sich öffnenden Räume zu nutzen.

Der ThSV drängte den Rückraum der HSG mit seiner 3:3-Abwehr bis in die eigene Hälfte. Der musste lange Wege gehen, um in die Nahdistanz zu kommen und Anspielstationen zu finden. Aber auch die Wetzlarer Defensive stand stabil und so taten sich beide Mannschaften schwer, zum Wurf zu kommen. Wetzlar leistete sich zudem ein paar Fehlwürfe mehr, als die Gastgeber und so blieb die Partie in der ersten Halbzeit ausgeglichen.

Mit langen Kreuzungen, auch von den Außenpositionen, brachten sie die Eisenacher Abwehr in Bewegung. Den Angriff des ThSV hatte Wetzlar gut im Griff. Till Klimpke leistete seinen Beitrag mit einem gehaltenen Kempa-Versuch der Eisenacher und einem Siebenmeter.

Nach dem 5:5 des ThSV zitierte Carstens seine Mannschaft erstmals an die Seitenlinie zum Gespräch, um das Spiel Sieben-gegen-Sechs anzusagen. Der wiedergenesene Vladimir Vranjes kam mit an den Kreis und Filip Kuzmanovski für Fredriksen.

Doch dieses Manöver funktionierte nur bedingt. Wetzlar agierte in Überzahl zu wenig in der Tiefe, um die Eisenacher Defensive nachhaltig zu knacken. Und so mühten sich beide Seiten in einem Abnutzungskampf zum Eisenacher 11:10 zur Pause. Das war nicht nach dem Geschmack von Carstens und den zahleichen mitgereisten Fans der HSG.

„Wir spielen schon die ganze Runde defensiv richtig gut und haben uns gut auf Eisenach eingestellt“, erklärte Lenny Rubin im Pausen-Interview bei Dyn. „Wir haben uns schon vorbereitet auf Sieben-gegen-Sechs, weil die so offensiv decken. Wir müssen in den entscheidenden Phasen noch ein bisschen mehr Coolness an den Tag legen und die 100%igen Dinger reinmachen.“

In der zweiten Hälfte kamen Stefan Cavor für Zelenovic und Lukas Becher für Mellegard ins Spiel. Es blieb zunächst eng und zäh. Wetzlar musste weiter viel laufen und bereits bei 13, 14 Metern die ersten Zweikämpfe gewinnen, um überhaupt in Tornähe zu kommen. Zudem nahm Eisenachs Torhüter Spikic den Wetzlarer Jungs ein paar Bälle weg.

Lenny Rubin sorgte in der 38. Minute mit dem Treffer zum 14:13 für die erste HSG-Führung in der zweiten Halbzeit. Bis zum 15:15 blieb die Partie ein offener Schlagabtausch, in dem Eisenach gefühlt am Drücker war. Doch die HSG hielt permanent dagegen und nutzte die Fehler der Gastgeber.

In der 42. Minute sagte Carstens in seiner zweiten Auszeit wieder das Überzahlspiel an. Mit Ruhe, Übersicht und Geduld zog Wetzlar sein Spiel auf, wartete auf die freie Schussposition und verwertete seine Chancen. Dazu kamen technische Fehler und schlechte Abschlüsse von Eisenach. Auch eine Zeitstrafe von Vranjes brachte die Wetzlarer Jungs nicht von ihrer Linie ab. Mit einem Vier-Tore-Lauf setzte sich die HSG in der 46. Minute auf 19:15 ab und nötigte Eisenachs Coach Misha Kaufmann eine Auszeit ab.

Cavor erhöhte kurz danach auf 20:15 und versetzte die vielen mitgereisten HSG-Fans in Ekstase. Die Wetzlarer Jungs rackerten in der Abwehr, zwangen den ThSV in Fehler und ließen sich auch von Novaks Pfostenknaller beim Siebenmeter und ein, zwei Ballverlusten im Sieben-gegen-Sechs nicht verunsichern.

Nach Till Klimpkes 24:18 ins leere Eisenacher Gehäuse in der 54. Minute war der Drops gelutscht. Die Wetzlarer Jungs spielten die letzten Minuten routiniert und souverän herunter. Novak verballerte zwar seinen zweiten Siebenmeter und ermöglichte Eisenach auf 20:23 zu verkürzen, doch Eisenach stellte sich mit der zweiten Zeitstrafe wegen eines Wechselfehlers selbst das Bein. Die Wetzlarer Jungs blieben cool und konnten mit zwei Punkten im Gepäck die Heimreise nach Mittelhessen antreten.

Eisenachs Coach Misha Kaufmann war im Interview bei Dyn dementsprechend enttäuscht. „Bis zum 13:11 kontrollieren wir das Spiel und danach funktioniert plötzlich gar nichts mehr. Wir haben in der zweiten Halbzeit komplett den Kopf verloren, keine Tiefe mehr gehabt. Wir haben gute Chancen und verwerfen zu viele klare Bälle. Am Ende hat die Durchschlagskraft im Rückraum gefehlt.“

„Wir sind sehr ruhig geblieben über die 60 Minuten“, erklärte Carstens bei Dyn. „Sowohl in schwierigen Phasen, wo es für uns nicht so gut lief, aber auch in den Phasen, in denen es gut gelaufen ist, haben wir die Ruhe bewahrt und sind nicht wild geworden. Das ist grundsätzlich der Schlüssel, um hier erfolgreich zu sein. Und er liegt in der Verteidigung. Hier muss man mit viel Beinarbeit und guten Rhythmuswechseln das Auseinanderziehen der Deckung verhindern. Das ist uns super gelungen. Ich freue mich, dass wir gewonnen haben und die mentale Stärke hatten, in dieser Hölle zu bestehen.“

Stenogramm:

ThSV Eisenach: Spikic, Kornecki; Reichmuth (1), Zehnder (7/3), Walz (1), Mengon (1), Grgic, Ende, Heitkamp, Meyer, Donker, Kurch (2), Schneibel, Snajder (5/2), Weyrauch (2), Saul (4).

HSG Wetzlar: Till Klimpke (1), Suljakovic; Meyer Ejlersen (2), Ole Klimpke, Kuzmanovski, Vranjes (2), Becher (1), Fredriksen (1), Wagner (3), Mellegard (1), Zelenovic (2), Rubin (3), Fuchs, Novak (7/3), Cavor (4).

Schiedsrichterinnen: Kuttler/Merz (Ostrach/Oberteuringen). – Zuschauer: 2913. – Zeitstrafen: 16:6 Min. – Rot: Kurch, 56. Minute (drei Zeitstrafen). – Siebenmeter: 7/5:5/3.

Letztes Spiel

27.04.2024 - 19:00 Uhr
Schwalbe-Arena

35 : 28

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