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In der Abwehr keinen Zugriff bekommen

HSG Wetzlar verliert gegen den Bergischen HC 28:32 (16:16) und übernimmt die rote Laterne.

Bild: Oliver Vogler

Die HSG Wetzlar hat in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga den nächsten Nackenschlag eingesteckt. Gegen den Bergischen HC unterlag die Mannschaft von Trainer Frank Carstens mit 28:32 (16:16). Damit haben die Grün-Weißen die Chance vertan, sich mit einem Sieg aus dem Tabellenkeller zu befreien.

„Uns ist in der ersten Halbzeit das, was wir in den letzten Wochen wirklich sehr gut gemacht haben, überhaupt nicht gelungen“, musste Carstens nach dem Spiel eingestehen. „Bälle gewinnen, eine gute Kooperation von Torhüter und Abwehrspieler, das war uns heute über weite Strecken in den ersten 30 Minuten nicht vergönnt. Es war uns nicht möglich, dort so viel Druck auf die Rückraumschützen zu machen, dass wir die Torhüter entsprechend unterstützt haben.“

Carstens hatte die gleiche Startaufstellung wie in den letzten Partien ins Rennen geschickt. Einzig für den verletzten Vladimir Vranjes begann Rasmus Meyer Ejlersen am Kreis. Er bildete mit Hendrik Wagner auch den Mittelblock der Wetzlarer Abwehr, die in den ersten zehn Minuten Probleme hatte, den wurfgewaltigen Rückraum der Gäste in den Griff zu bekommen. Die HSG begann zerfahren und nervös und verlor in den ersten Angriffen mehrmals den Ball. Die Defensive der bergischen Löwen setzte Wetzlar von Beginn an unter Druck provozierte mehrere technische Fehler.

Nach dem 2:4 von Magnus Fredriksen, der sich im Alleingang durch die Abwehr des BHC wühlte, gelang es endlich auch der Wetzlarer Defensive Akzente zu setzen. Durch den guten Rückzug der Gäste kam die HSG zwar kaum in den Gegenstoß, aber Fredriksen führte gut Regie und brachte seine Mitspieler in Position. So lag die HSG von Beginn an hinten und konnte erst in der elften Minute durch Domen Novaks beim 6:5 die erste Führung erzielen. Nach Emil Mellegards Gegenstoß-Tor zum 7:5 bat BHC-Coach Jamal Naji seine Mannschaft zur ersten Besprechung. Wetzlar hatte ein bisschen gebraucht, um in die Partie zu finden. „Wir haben im Angriff zwei, drei Dinge, die wir uns vorgenommen hatten, einfach nicht gut gespielt“, erklärte Nemanja Zelenovic.

Nikita Pliuto, der für Vladimir Vranjes in den Kader rückte, erhöhte auf 8:5 vor und nahm spätestens mit diesem Treffer auch die Halle mit. Wieder war es ein gutes Anspiel von Fredriksen, dessen Knoten endgültig geplatzt scheint. Doch der Aufschwung der Grün-Weißen war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Fehlwürfe, technische Fehler, zu wenig Verantwortung für den Ball und schon war der BHC wieder im Spiel. Die Gäste waren im Angriff durchsetzungsstärker und hatten mehr Glück im Abschluss.

Auch Carstens Auszeit in der 23. Minute half seiner Mannschaft nicht wesentlich aus den Schuhen. Die Partie blieb ausgeglichen. Ein Doppelpack von Stefan Cavor, der seit langem wieder überzeugte, bedeutete das 16:15 für die Hausherren. Nach dem 16:16 von Tomas Babak vertändelte Wetzlar die Chance, in den letzten Sekunden vor der Pause die Führung zu erzielen. So ging es mit 16:16 in die Kabine.

Der Start der zweiten Halbzeit glich dem der ersten. Wetzlar hatte Startschwierigkeiten und warf den eigewechselten Peter Johannesson im Kasten des BHC warm. Die Gäste punkteten weiterhin mit schnellem Rückzugsverhalten und gestatteten es der HSG kaum zu einfachen Toren zu kommen. Die Defensive agierte giftig und trieb die HSG mehrfach ins Zeitspiel und zu technischen Fehlern. Es wurden Erinnerungen an den Linden-Cup wach, bei dem der BHC die HSG-Abwehr phasenweise schwindelig gespielt hatte. Zudem durften die Gäste aus allen Lagen werfen und so hatten es die Wetzlarer Keeper schwer, sich auszuzeichnen.

Schon nach neun Minuten in der zweiten Hälfte hatte Carstens genug gesehen und rief seine Spieler an die Seitenlinie zur Besprechung. Zwei Minuten später keimte nach Cavors 20:22 wieder Hoffnung auf. Es war endlich mehr Zug im Wetzlarer Spiel, die Abwehr generierte Ballgewinne, die vorne nur noch erfolgreich in Tore umgemünzt werden mussten. Das gelang jedoch nicht immer und so konnte der BHC den Vorsprung halten. Dazu kam ein schlechtes Überzahlspiel und schon stellte sich die HSG erneut selbst das Bein. „Wir haben in der Abwehr einfach keinen Zugriff bekommen“, erklärte Filip Kuzmanovski. „Dann wird es für uns immer schwer.“

In seiner letzten Auszeit ordnete Carstens im Angriffsspiel die Sieben-gegen-Sechs-Variante an. Seine Truppe tat sich schwer die bewegliche und schnelle Defensive des Bergischen HC auszuspielen und rannte sich zu oft fest. Die bergischen Löwen lösten auch diese Aufgabe, dazu kamen in dieser entscheidenden Phase Fehler der Grün-Weißen. Selbst das 25:27, wenn nix mehr geht, geht immer noch der Kempa von Becher auf Zelenovic konnte die Wende nicht mehr herbeiführen.

Wetzlar agierte insgesamt zu schwerfällig und mit zu wenig Zug zum Tor. In den letzten Minuten kamen einige strittige Schiedsrichterentscheidungen mit dazu, die Wetzlar endgültig auf die Verliererstraße brachten. Da half auch nicht mehr das 28:29 von Meyer in der 58. Minute, das die Halle ein letztes Mal erbeben ließ. Carstens setzte alles auf eine Karte und machte die Deckung auf. Diese Chance nutzte der BHC und erhöhte in den letzten Minuten auf 32:28.

„Uns war einfach klar, dass es ein Spiel auf Augenhöhe wird“, sagte BHC-Spielgestalter Eloy Morante Maldonardo. „Bei uns war die Torhüterleistung und Abwehrleistung ausschlaggebend. Und wir haben es vorne sehr souverän gemacht.“ „Wir haben uns auf ein hartes Spiel hier eingestellt“, meinte Naji. „Das haben wir auch bekommen. Wir haben natürlich gehofft, dass wir Wetzlar im anderen Stadium ihrer Entwicklung bekommen, aber der mussten wir uns entgegenstellen.“

„Der BHC war heute genau diese Differenz besser als wir“, erklärte Carstens. „Wir brauchen einfach mehr Paraden, um dieses Spiel zu gewinnen. Unser Überzahlspiel war nicht so effizient in einer wichtigen Phase. Aber letztlich war die kämpferische Leistung hervorragend. Die Mannschaft hat bis zum Schluss an ihre Chance geglaubt und alles reingeworfen, was sie hatte.“

HSG Wetzlar: Till Klimpke, Suljakovic; Meyer Ejlersen (2), Ole Klimpke, Kuzmanovski (1), Becher (1), Fredriksen (3), Pliuto (4), Wagner, Mellegard (2), Zelenovic (4), Rubin (4), Fuchs, Novak (3/1), Cavor (4).

Bergischer HC: Rudek, Johannesson; Beyer (8/4), Persson, Scholtes (3), Altena, Nothdurft, Weck, M’Bengue (5), Ladefoged (1), Andersen (3), Fraatz (1), Babak (3), Morante Maldonardo (3), Stutzke (3), Santos, Seesing (2).

SR: Kern/Kuschel (Bellheim/Kandel). – Z.: 3256. – Zeitstrafen: 0:4 Min. – Siebenmeter: 2/1:4/4.

Letztes Spiel

27.04.2024 - 19:00 Uhr
Schwalbe-Arena

35 : 28

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