„Das ist ein ganz tolles Erlebnis für uns alle“
Am Ende wurde es noch einmal richtig eng und vor allem dramatisch. Als aber Anadin Suljakovic den letzten Wurf der Leipziger entschärfte, kannte der Jubel bei der HSG Wetzlar keine Grenzen mehr. Die Mittelhessen bezwangen in der Handball-Bundesliga den SC DHfK mit 31:30 (15:14) und sicherten sich die Punkte neun und zehn.
Der Spielverlauf
Über 60 Minuten war es ein Auf und Ab, wobei die Gastgeber deutlich besser in die Partie fanden. Die 5:1-Deckung der Sachsen hebelten sie angetrieben von einem überragenden Dominik Mappes ein ums andere Mal aus, hinten hielt Till Klimpke wichtige Bälle, so dass es nach 16 Minuten 10:6 stand. Diese Vier-Tore-Führung hatte bis zum 12:8 Bestand, ehe bei den Wetzlarern ein wenig der Faden riss. Die technischen Fehler häuften sich. Dazu kamen einige Fehlwürde, so dass die Gäste dank des wurfgewaltigen Franz Semper mit einem 6:1-Lauf die Partie drehten und mit 14:13 vorne lagen. Immerhin: Die Führung holte sich die HSG bis zur Pause zurück.
Nach Wiederbeginn hielt der Trend aber an. Die Leipziger waren nun obenauf und setzten sich auf 24:21 (44.) ab. Bei den Hausherren mangelte es in dieser Phase an Effektivität im Abschluss. Die Chancen waren da, doch sie wurden nicht gut genug genutzt. Aber die HSG hatte noch zwei Trümpfe: Zum einen rückte Anadin Suljakovic zwischen die Pfosten und parierte sofort stark. Zum anderen erwies sich Niklas Theiß, der nach erst drei Trainingseinheiten das zweite Spiel für die Wetzlarer machte, als eiskalt. Der Hüttenberger, der mit einem Zweitspielrecht für die HSG ausgestattet ist, brachte die Gastgeber beim 26:25 (51.) erneut in Führung, holte den Siebenmeter heraus, den Dominik Mappes zum 27:26 verwandelte und war es, der beim 30:27 erstmals wieder eine Drei-Tore-Führung der Mittelhessen erzielte. Etwas mehr als vier Minuten waren noch zu spielen. Und die sollten spannend werden. Denn der SC DHfK blieb dran und verkürzte auf 30:31 (59.). Ein Tor fehlte der HSG noch, um die Entscheidung herbeizuführen. Doch dieses Tor wollte einfach nicht fallen, so dass die Gäste 15 Sekunden vor Schluss noch einmal in Ballbesitz kamen. Aber erst hielt die Deckung Franz Semper auf, dann parierte Suljakovic gegen William Bogojevic. Danach war Schluss und der Jubel bei allen Wetzlarern groß.
Das sagt Trainer Frank Carstens
„Es war das Spiel, das wir erwartet haben. Es gab hohes Tempo – natürlich von Leipzig, aber auch von uns. Wir haben heute viele Sachen gut gemacht und hatten eine hervorragende Leistung unserer beiden Torhüter. Die wichtigen Paraden waren auf unserer Seite. Das war einer der großen Unterschiede zum Melsungen-Spiel am Samstag. Das hat den Ausschlag für uns gegeben. Und vielleicht ein kleines My mehr Willen. Ich will nicht sagen, dass Leipzig nicht den Willen hatte, aber meine Mannschaft hatte einfach einen unfassbaren Willen, hat unfassbar gekämpft und ist mit allen Rückschlägen gut umgegangen. Vor zwei Monaten wären bei einem Drei-Tore-Rückstand nach einem solchen Spielverlauf die Köpfe nach unten gegangen, jetzt kommen wir zurück und drehen dieses Spiel gemeinsam mit einer lauten Halle zu unseren Gunsten. Das ist ein ganz tolles Erlebnis für uns alle. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich mal ein Spiel in den vergangenen Jahren persönlich so mitgerissen hat.“
Der Ausblick
Für die HSG Wetzlar geht es am Sonntag zu Frisch Auf Göppingen. Anwurf in der EWS-Arena ist um 15 Uhr. Das letzte Heimspiel des Kalenderjahres findet am 22. Dezember (18 Uhr) gegen den VfL Gummersbach statt. Wer für diese Partie noch Tickets haben möchte, der muss sich beeilen. Am Mittwochabend waren nur noch 250 Stehplatzkarten erhältlich.
Das Stenogramm
Wetzlar: Till Klimpke (8 Paraden), Suljakovic (6 Paraden) – Meyer (5), Mappes (9/3), Ole Klimpke, Krakovszki (1), Vranjes, Becher, Schoch, Müller (3), Theiß (4), Löwen (1), Zacharias (3), Novak (2/1), Cavor (3).
Leipzig: Ebner (6 Paraden), Säveras (2 Paraden) – Runarsson (7), Ernst, Witzke (1), Krzikalla (3), Greilich, Binder (4/1), Mamic, Peter, Bogojevic (2), Preuss (3), Schmitt, Semper (8), Rogan, Kristjansson (2).
Schiedsrichter: Thiyagarajah/Thiyagarajah (Köln/München) – Zuschauer: 2727 – Zeitstrafen: 4:6 Minuten.