HSG Wetzlar leistet sich wieder zehnminütigen Blackout
30 Minuten lang war bei der HSG Wetzlar zur Heimpremiere in der diesjährigen Saison der Handball-Bundesliga alles im grünen Bereich. In der fast ausverkauften Buderus Arena lagen die Mittelhessen am späten Sonntagnachmittag zur Pause mit 16:13 vorne. Am Ende verließen alle, die es mit den Wetzlarern halten, die Spielstätte an der Lahn mit hängenden Köpfen. Auf der Anzeigentafel stand eine 25:36-Niederlage.
Der Spielverlauf: Bis zum 12:12 wechselte die Führung mehrfach. Beide Mannschaften waren auf Augenhöhe. Als es die Gastgeber dann schafften, über neun Minuten kein Gegentor zu kassieren, zogen sie auf 16:12 davon. Im zweiten Durchgang holten die Niedersachsen den Pausenrückstand innerhalb von zweieinhalb Minuten auf und glichen durch Marius Steinhauser zum 16:16 aus. Beim 19:18 in der 40. Minuten durch den starken Stefan Cavor lag die HSG das letzte Mal in Führung. Noch ahnte niemand der 4275 Zuschauer, was in den folgenden zehn Minuten passieren sollte. Bei den Mittelhessen reihte sich Fehler an Fehler, bei den Hannoveranern „klappte plötzlich alles“, wie es Trainer Christian Prokop hinterher zusammenfasste. Mit einem 10:1-Lauf entschied die TSV die Partie und ließ auch in den letzten zehn Minuten nicht locker, so dass die HSG Wetzlar am Ende eine Elf-Tore-Heimniederlage quittieren musste.
Der entscheidende Moment: Angesichts der Deutlichkeit der Pleite verbietet es sich eigentlich, einen Moment als entscheidend herauszustellen. Doch die letzte Minute des ersten Durchgangs leitete die Wende im Spiel schon ein. Die Wetzlarer hatten beim Stand von 16:12 Ballbesitz. Anadin Suljakovic hatte gerade einen Siebenmeter pariert. In der Arena war es richtig laut. Die Chance zu einer Fünf-Tore-Führung war da. Stattdessen verloren die Mittelhessen leichtfertig den Ball und kassierten noch das 13:16. „Dass wir nur mit einem Drei-Tore-Rückstand in die Pause gingen und nach Wiederanpfiff nicht nur Ballbesitz hatten, sondern auch noch in Überzahl waren, war das Positive am Ende dieser ersten Hälfte“, gab Prokop zu.
Das sagt HSG-Trainer Frank Carstens: „Uns hat es in der zweiten Halbzeit voll erwischt. Das tut schon weh, wenn man auf die Anzeigetafel schaut. In der ersten Hälfte sind wir stetig besser geworden und zeigen vor allem im Angriff eine sehr gute Leistung. Bei Hannover hat sich insbesondere Marian Michalczik im zweiten Durchgang enorm gesteigert. Er hat viele Zweikämpfe gewonnen. Im Gegenzug haben wir viele Zweikämpfe nicht mehr für uns entscheiden können. Da haben wir noch keine zweite, dritte Antwort, mit der wir kommen können. Nachdem wir in Magdeburg mit dem siebten Feldspieler Phasen überbrücken konnten, ist das heute eher schlimmer geworden. Das Ergebnis ist knallhart, für mich aber auch nicht außerhalb jeglicher Vorstellungskraft gewesen, dass uns so etwas in der Bundesliga passieren kann. Für uns wäre es wichtig gewesen, dass wir verantwortungsbewusster mit dem Ball umgegangen wären. Die Jungs wollten alle das Beste, sind dann aber teilweise mit dem Kopf durch die Wand gegangen. Zwölf technische Fehler alleine im zweiten Durchgang sind dann nicht mehr zu verteidigen.“
Der Ausblick: Für die HSG Wetzlar geht es schon am Donnerstag zum Auswärtsspiel nach Lemgo. Die Partie beginnt um 19 Uhr. Danach stehen zwei weitere Aufgaben in der Fremde an: Am 29. September folgt das Spiel beim TVB Stuttgart, am 2. Oktober die Pokalpartie bei Zweitligist HBW Balingen/Weilstetten. Am 6. Oktober steigt dann das nächste Heimspiel. Dann kommen die Füchse Berlin in die Buderus-Arena. Anwurf ist erneut um 16.30 Uhr. Sitzplatzkarten sind schon fast alle vergriffen.
Wetzlar: Till Klimpke, Suljakovic (31. bis 44. und bei zwei Siebenmetern) – Meyer, Mappes (2), Krakovszki, Vranjes (1), Hoepfner (n.e.), Becher (2), Ahouansou (7), Schoch, Müller (4), Löwen (1), Zelenovic, Zacharias (n.e.), Novak (3/2), Cavor (5).
Hannover-Burgdorf: Gade (ab 24.), Birlehm – Nyfjäll, Poulsen (1), Uscins (7), Steinhauser (6/2), Michalczik, Kulesh (2), Edvardsson (3), Gerbl, Stutzke (2), Hanne, Solstad (1), Fischer (9/1), Feise, Büchner (5).
Schiedsrichter: Fedtke/Wienrich (Berlin) – Zuschauer: Z4275 – Zeitstrafen: 6:4 Minuten.