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„Die Ruhe weg“: HSG-Busfahrer Eugen Koniarczyk im Interview!

Bild: HSG Wetzlar

Seit fast zehn Jahren ist für die HSG Wetzlar auf ihn verlass, Busfahrer Eugen Koniarczyk. Der gebürtige Pole, der im benachbarten Asslar wohnt, steuert seitdem den grün-weißen Mannschaftsbus unseres langjährigen Reisepartners Gimmler Reisen. Im Herbst 2014 fand die erste Fahrt mit Eugen am Steuer statt, damals begleitete er noch unregelmäßig das Team. Seit 2018 ist der 65-Jährige bei jedem Auswärtsspiel der HSG Wetzlar dabei. Grund genug, um den sympathischen Busfahrer, der in der polnisch-tschechischen Grenzstadt Cieszyn geboren wurde,  im Interview vorzustellen.

Eugen, unsere Spieler erzählen uns immer, dass Du hinter dem Lenkrad durch nichts aus der Ruhe zu bringen bist. Stimmt das, dass Du die Ruhe weg hast?

Wenn die Jungs das sagen! (lacht) Ich bin seit 1983 Busfahrer, zunächst in Polen und seit 1990 in Deutschland. Somit fahre ich schon 30 Jahre Reiseverkehr in ganz Europa. Da erlebt man so einiges, was einen ruhiger werden lässt. Vor der HSG Wetzlar habe ich die Gießen 46ers gefahren, somit hatte ich schon Erfahrung im Umgang mit Profimannschaften. Jetzt, bei Gimmler Reisen, fahre ich die HSG Wetzlar und es macht mir wirklich sehr viel Spaß mit den Jungs. Ich komme gut klar mit unserem Betreuer Stefan „Migge“ Rühl. Auch mit den Trainern hatte ich nie Probleme. Kai Wandschneider sagte immer, so einen Busfahrer hätte er noch nicht gehabt. Dazu bin ich der erste Busfahrer, der mit einer Wetzlarer Mannschaft zweimal in Kiel gewonnen hat.

Was unterscheidet normale Reisebusfahrten von Fahrten mit einer Profimannschaft?

Da gibt’s nicht wirklich viel, außer das Problem mit den Staus auf unseren Autobahnen. Es ist ja keine Kaffeefahrt, sondern Du musst zu einem festgelegten Zeitpunkt pünktlich in der Auswärtshalle sein. Es ist immer eine Herausforderung Busfahrer einer Mannschaft zu sein, dass ist nicht für jeden Fahrer etwas. Es muss schon passen: Du musst Dich mit den Verantwortlichen, Trainern und der Mannschaft gut verstehen. Ich fahre auch gerne junge Leute, die manchmal sehr laut Musik hören, dass ist aber kein Problem für mich. Ich bin sehr gerne Reisebusfahrer. Linienbusfahrer ist nichts für mich.

Du trägst als Busfahrer ja eine enorme Verantwortung!

Der man sich auch immer bewusst sein muss. Vor allem mit den Nachtfahrten ist es nicht ganz einfach, wenn wir beispielsweise um 20.30 Uhr in Kiel spielen und danach noch nach Hause fahren. Die Spieler schlafen dann und ich muss die ganze Nacht gegen die mögliche Müdigkeit ankämpfen. Ich sage immer zu den Spielern: „Ihr kämpft 60 Minuten auf dem Spielfeld und ich muss danach mehrere Stunden kämpfen, da ich die Verantwortung für die ganze Mannschaft habe“. Das ist nicht ganz einfach, da man dann sehr aufpassen muss.

Wie bereitest Du Dich denn auf eine lange Auswärtsfahrt vor?

Ich komme immer eine Stunde vor Abfahrt bei Gimmler in die Firma. Ich bereite die Getränke für die Spieler vor, muss meinen Fahrauftrag ausfüllen und muss den Bus checken, ob alles in Ordnung ist. Der Bus steht manchmal zwei Wochen unbewegt, weil wir kein Auswärtsspiel haben. Manchmal muss ich auch einen Tag früher kommen, wenn der Bus wirklich sehr lange nicht gefahren wurde – zum Beispiel nach der Sommerpause. Zur Abfahrt nach Dutenhofen komme ich immer eine halbe Stunde früher und helfe dann auch das Essen für die Mannschaft warm zu machen und auszuteilen. Nach der Ankunft beim Auswärtsspiel wasche ich, wenn ich noch Zeit habe, das Warmhaltegerät und wenn dann nach dem Spiel nochmal Essen für die Spieler geliefert wird, nehme ich dieses an und verteile es. Die Liste, wer welches Essen möchte, erstellt unser Betreuer „Migge“. Salat kommt meistens in den vorderen Bereich des Busses, wo die Trainer sitzen.

Welche besonderen Erlebnisse hattest Du bereits mit der HSG Wetzlar?

Da sind die Auswärtssiege, die natürlich immer in Erinnerung bleiben oder das Final4-Turnier in Hamburg. Oder die Probleme mit den Fahrzeugen. Da haben wir so einiges erlebt. Es gab zum Beispiel den alten Neoplan-Bus, der bei Regen undicht war. Genau über dem Trainer-Platz ist das Wasser immer wieder durch das Dach gekommen. Bei der letzten Fahrt mit dem alten Scania-Bus war es draußen 30 Grad und die Klimaanlage fiel aus. Wir sind damals zum Saisonende nach Balingen gefahren. Das war weit und heiß. Dann kam aber ein zweiter Bus und das Fahrzeug wurde getauscht.

Wie ist denn grundsätzlich Dein Verhältnis zu den Spielern?

Ich sage ehrlich, dass ich eigentlich mit jedem Spieler sehr gut auskomme. Das sind gute Jungs. Sie haben das Herz am rechten Fleck. Jannik Kohlbacher saß immer gerne bei mir und hat nach seinem letzten Spiel für uns in Hamburg gesagt, dass wir auf der Heimfahrt unbedingt noch ein Bild machen müssen. Sehr gefreut habe ich mich auch, als Anton Lindskog sein letztes Spiel für die HSG Wetzlar gemacht hat und er mir danach sein Trikot mit einer Widmung “Für Eugen” geschenkt hat. Ich verstehe mich, wie gesagt, eigentlich mit allen Spielern sehr gut, aber besonders gut mit den Skandinaviern.

War Handball schon immer Deine Leidenschaft?

Ganz ehrlich, Handball hat mich früher eigentlich nicht interessiert. Ich war Fußballer und habe auch Volleyball gespielt. Aber bei der Firma Gimmler habe ich Spaß am Handball gefunden und schaue mittlerweile auch andere Handball-Spiele im Fernsehen. Die Top-Spiele sehe ich mir wirklich gerne an, auch die Champions-League. Die Auswärtsspiele unserer Mannschaft verfolge ich in den Hallen immer hinter der Bank, außer in Flensburg. Dort ist kein Platz. In Kiel sitzt Du hinter dem Tor. Das sind dann die Plätze für die Offiziellen. Am liebsten gehe ich aber in unsere Buderus Arena.

Nächstes Spiel

31.03.2024 - 16:30 Uhr
Max-Schmeling-Halle

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