„Es ist uns nicht richtig gelungen, Druck auf den Gegner auszuüben.“
Die HSG Wetzlar unterliegt am 15. Spieltag der LIQUI MOLI Handball-Bundesliga den Füchsen Berlin mit 30:36 (15:18). Obwohl Berlin das European League Spiel am Dienstag in Chambery und den damit verbundenen Reisestress in den Knochen hatte und von Verletzungen gebeutelt ist gelang es der Mannschaft von HSG-Trainer Frank Carstens nicht, die Füchse ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. „Wir hatten natürlich die Hoffnung, dass es Berlin deutlich schwerer fallen würde höchste Qualität abzuliefern. Meinem Team muss ich dahingehend ein Kompliment machen, dass es Berlin gezwungen hat, höchste Qualität abzuliefern.“
Dazu waren die Berliner zu stark, zu schnell auf den Beinen und im Kopf und mit dem nötigen Selbstverständnis ausgestattet. Die Füchse starteten furios in die Partie und lagen nach fünf Minuten mit 4:0 vorn, ehe es Stefan Cavor gelang, Berlins Torhüter Dejan Milosavljev erstmals zu überwinden. Carstens setzte auf den Montenegriner im Rückraum, zusammen mit Magnus Fredriksen und Lenny Rubin. Die erarbeiteten sich zwar Räume, konnten den Ball aber nicht zielführend im Tor unterbringen. Die Gäste ließen es sich nicht nehmen, die Ballgewinne in einfache Türe umzumünzen.
Nach dem 2:5 von Emil Mellegard, Lukas Becker musste mit einer im Training zugezogenen Knöchelverletzung passen, kam die HSG langsam ins Rollen. In Unterzahl brachte Fredriksen die Wetzlarer Jungs auf 4:6 heran und auch zwei Treffer ins leere HSG-Gehäuse vermochten noch nicht für Unruhe zu sorgen. In einem temporeichen Spiel, in dem es Wetzlar mehrmals gelang, den Berlinern den Ball zu klauen, gelang Rubin per Gegenstoß der 10:11-Anschlusstreffer. Den möglichen Ausgleich vergaben die Grün-Weißen jedoch, auch weil Berlin ein gutes Rückzugsverhalten an den Tag legte.
Ein abgefangener Überzahlpass, eine schlechte Wurfauswahl und Fehlwürfe sorgten mit dafür, dass die Berliner mit einer 18:15-Führung in die Kabine gehen konnten. „18 Tore sind definitiv zu viel“, sagte Wagner bei Dyn. „Am Anfang bekommen wir viele Tore über das schnelle Spiel der Berliner. Das wollten wir unbedingt unterbinden, haben es aber nicht geschafft. In der Abwehr stehen wir gar nicht so schlecht, aber das müssen wir besser machen.“
Doch die zweite Hälfte begann wie die erste. Berlin bestrafte die Fehler der HSG und zog schnell auf 22:16 davon. Den zweiten Fehlstart ins Spiel verkrafteten die Wetzlarer Jungs weniger gut als den ersten. Zwar hatten auch de Füchse ein paar Ballverluste zu verzeichnen, doch der Wetzlarer Ballvortrag war zu langsam, mit zu wenig Zug zum Tor. Carstens forderte seine Jungs auf, auch den letzten Schritt machen, auf die Wurfarmseite zu gehen und alles reinwerfen, doch die Füchse waren eine Nummer zu groß.
Beim 24:28 (46.) war die HSG letztmals bis auf vier Tore dran, mit der roten Karte gegen Meyer Ejlersen, der Mathias Gidsel nach einem Durchbruch in den Arm gegriffen hatte, war die Messe zwei Minuten später gelesen. Berlin spielte seinen Stiefel souverän herunter und ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, wer zu den Spitzenteams der Liga gehört.
Carstens schickte in den letzten sieben Minuten Neuzugang Mathias Pedersen ins Rennen, um die ersten Bundesligaminuten zu schnuppern. Der Däne bedankte sich in der 57. Mit dem 29:34 nach starker Einzelaktion.
„Es ist schade, dass es uns über das gesamte Spiel gesehen nicht richtig gelungen ist, Druck auf den Gegner auszuüben“, sagte Carstens. „In der zweiten Halbzeit ist mir das in unserer Defensive zu wenig gewesen. Damit meine ich nicht die Torhüter, sondern unseren Abwehrverbund. Da hätten wir noch weiter nach vorne arbeiten müssen, um es den Berlinern schwerer zu machen. So ist es letztlich zu einem klaren und souveränen Sieg der Berliner gekommen.“
Stenogramm:
HSG Wetzlar: Till Klimpke, Suljakovic; Pedersen (1), Meyer Ejlersen (2), Lubbadeh, Ole Klimpke, Vranjes (2), Fredriksen (2), Wagner (1), Mellegard (4), Zelenovic (4), Rubin (5), Fuchs, Novak (7/4), Cavor (2).
Füchse Berlin: Ludwig, Milosavljev; Darj (1), Tollbring (4), Andersson (6), Lichtlein (2), Lindberg (5/3), Gidsel (7), Freihöfer, Beneke (3), Sauter, Av Teigum, Kopljar (2), Jacobs, Marsenic (6).
Schiedsrichter: Jansen/Hellbusch (Trebur). – Zuschauer: 3668. – Zeitstrafen: 6:4 Min. – Rot: Meyer Ejlersen (Foulspiel, 48.). – Siebenmeter: 4/4:4/3.