Unterschiedliche Gefühle bei Wetzlars WM-Teilnehmern
Die 29. Handball-Weltmeisterschaft endet an diesem Sonntag. Die drei Spieler der HSG Wetzlar, die an dem Turnier teilgenommen haben, sind schon ein paar Tage nicht mehr im Einsatz und haben die WM mit unterschiedlichen Gefühlen verlassen. Eines haben Domen Novak, Anadin Suljakovic und Zsolt Krakovszki aber gemeinsam: An diesem Montag starten sie in Mittelhessen wieder ins Mannschaftstraining und bereiten sich mit dem HSG-Team auf den Rückrunden-Start der Bundesliga am Sonntag, dem 9. Februar, bei der SG BBM Bietigheim vor.
Domen Novak
Die Enttäuschung des Rechtsaußen ist groß. Nach dem vierten Platz bei den Olympischen Spielen im Sommer wollten die Slowenen auch bei der WM wieder für Furore sorgen. „Wir haben alles gegeben“, seufzt der Linkshänder und ergänzt: „Leider waren wir nicht gut genug fürs Viertelfinale.“ Am Ende steht der 13. Platz für Slowenien zu Buche. Schon die 18:23-Niederlage gegen Island zum Abschluss der Vorrunde war angesichts der Qualität der Gegner in der Hauptrunde eine zu große Hypothek. Diese Pleite offenbarte schonungslos das Grundprobleme des EM-Zweiten von 2004 bei diesem Turnier. „Unsere Angriffsleistungen waren nicht gut. Wir haben uns viel zu viele technische Fehler geleistet“, ärgert sich Novak. Beim 25:26 gegen Ägypten waren es Kleinigkeiten, die den Ausschlag gaben. Im für Slowenien bedeutungslosen letzten Match der Hauptrunde gegen Mit-Gastgeber Kroatien legten sie furiose 20 Minuten hin und führten nach ein 5:0-Blitzstart mit 12:7, mussten sich in der voll besetzten Arena von Zagreb aber den Kroaten schließlich mit 26:29 beugen. Insofern stehen in der Schlussbilanz für Novak und Co. drei Siege gegen die „kleinen“ Handball-Nationen aus Kuba (41:19), den Kapverdischen Inseln (36:24) und Argentinien (34:23). Und eben drei Niederlagen gegen Island, Ägypten und Kroatien. Novak kam in allen sechs Partien zum Einsatz und erzielte 16 Tore bei 21 Versuchen. Kritisch äußert sich der 26-Jährige zur Stimmung in Zagreb: „Wir hatten schon viele Fans aus Slowenien dabei, weil der Weg nach Zagreb nicht so weit ist. Aber ich muss sagen, dass die Tickets und andere Sachen in der Arena sehr teuer waren. Das ist sich auch ein Grund für leere Hallen.“
Anadin Suljakovic
Auch Anadin Suljakovic, der Torwart der Nationalmannschaft Katars, hat sich angesichts verwaister Tribünen manchmal gefragt, „ob ich wirklich bei einer WM“ bin. Vor allem in der Hauptrunde in Varazdin war die Stimmung zum Teil gespenstig. „Trotzdem“, so sagt es der Schlussmann, „hat das Turnier Spaß gemacht.“ Auch deswegen, weil der in Bosnien aufgewachsene Suljakovic bei der Vorrunde in Porec auf die Unterstützung seiner Familie bauen konnte, die im Publikum saßen. „Das war sehr schön für mich“, sagt er. Sportlich lief es für Katar durchwachsen. Rein von den Ergebnissen her hatte sich der amtierende Asienmeister angesichts von einem 25:22-Vorrunden-Sieg gegen Kuwait, bei dem Suljakovic wegen seiner Paradenquote von 37 Prozent zum „Man of the match“ gewählt wurde, und fünf Niederlagen mehr erwartet. Doch so richtig chancenlos waren die Kataris nur im Auftaktmatch gegen Frankreich, als sie mit 19:37 untergingen. Gegen Österreich, (26:28) und vor allem die Niederlande (37:38) fehlte nicht viel, gegen Nordmazedonien (34:39) und Ungarn (23:29) hielten sie in vielen Phasen gut mit. „Ich bin froh, dass wir uns gegen einige europäische Mannschaften sehr gut verkauft haben. Diese Niederlage gegen die Niederlande, die in der letzten Sekunde zustande kam, hat uns sehr weh getan. Danach waren wir alle leer. Deswegen lief es gegen Nordmazedonien und Ungarn nicht mehr so gut“, berichtet Suljakovic.
Zsolt Krakovszki
Das ungarische Viertelfinal-Drama erlebte Zsolt Krakovszki nur von der Tribüne aus mit. „Das war ein grausames Gefühl“, berichtet der 22-Jährige. Die Ungarn lagen fünf Minuten vor dem Ende gegen Kroatien mit 30:26 vorne. Alles schien, als würde der EM-Fünfte den Traum des WM-Mit-Gastgebers zerstören. Doch auf einmal klappte bei den bis dato so furios aufspielenden Magyaren nichts mehr. Kein Treffer gelang mehr. Kroatien holte auf, kam zum Ausgleich und acht Sekunden vor Schluss noch einmal in Ballbesitz. Krakovszki litt auf der Tribüne mit. Die kroatischen Fans witterten die Chance, wurden laut und bejubelten in der Schlusssekunde den Siegtreffer von Kreisläufer Marian Sipic ausgelassen. Es schien so, als flöge das Dach der Zagreber Arena davon. Im Lärm sackten die Ungarn zusammen und trauerten. „Wir hätten nicht verlieren dürfen“, hadert Krakovszki mit der vertanen Chance auf das WM-Halbfinale. Er saß auf der Tribüne, weil Nationaltrainer Chema Rodriguez mit drei Rechtsaußen ins Turnier gegangen war und zunächst auf Zsolt Krakovszki neben dem gesetzten Bence Imre vom THW Kiel baute und nach drei Spielen Pedro Rodriguez Alvarez statt dem Wetzlarer einsetzte. So kam der HSG-Rechtsaußen zu seinen ersten drei WM-Partien und erzielte gegen die Niederlande (36:32), Nordmazedonien (27:27) und Guinea (35:18) insgesamt fünf Treffer. „Ich bin zufrieden mit meinen Leistungen und sehr froh, dass ich die Chance bekommen hatte, mitzuspielen“, sagt Krakovszki.