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Anton Lindskog: „In meinem Bauch ist echt ein komisches Gefühl, wenn ich an den Abschied denke.“

Anton Lindskog wechselte im Sommer 2016 von seinem Heimatclub Kristianstad nach Deutschland. Der Kreisläufer war in den vergangenen Jahren einer der Türme der grün-weißen Abwehr. Ihm gelangen in dieser Saison ligaweit die meisten Blocks. Auch in der Offensive hat sich der sympathische Schwede weiterentwickelt und hat in dieser Spielzeit die beste Wurfquote der Wetzlarer Jungs. Hier spricht die Nummer 66 über seine Ankunft in Mittelhessen, die größten Unterschiede zwischen Schweden und Deutschland und seine Ziele für die Zukunft.

Bild: Oliver Vogler

Wie hast Du Dich in dem Moment gefühlt, als Wetzlar Dich verpflichten wollte und Du nach Deutschland gekommen bist?

Ich hatte damals mehrere Angebote aus ganz Europa, aber hatte von Anfang an ein richtig gutes Gefühl nach Wetzlar zu kommen. Die Gespräche mit Björn Seipp und Kai Wandschneider haben mich überzeugt. Dann kam noch hinzu, dass Kristian und ich damals in Kristianstad zusammengespielt haben und Kristian sich schon für Wetzlar entschieden hatte. Dann war es eine einfache Entscheidung für mich. 

Konntest Du Dir 2016 vorstellen, so lange in Wetzlar zu bleiben? 

Vom ersten Tag an habe ich mich hier super wohl gefühlt und ein richtig gutes Gefühl gehabt. Ich war erst einige Monate in Deutschland und habe sofort verlängert. Es hat sich direkt alles richtig angefühlt. 

Wie hast Du Dich in den letzten Jahren verändert?

Ich möchte mich eigentlich gar nicht verändern und mich immer jung fühlen. Ich bin aber in den letzten Jahren ein bisschen ruhiger und erwachsener geworden. Auf dem Spielfeld habe ich mich natürlich stark verändert, Erfahrung sammeln dürfen und habe immer mehr Verantwortung übernommen. 

Du bist 2016 gemeinsam mit Kristian Björnsen nach Wetzlar gekommen, wird es eine große Veränderung sein ohne ihn zu spielen?

Anfangs waren nur Kristian und ich aus Skandinavien hier in Wetzlar, inzwischen sind wir immer mehr geworden und haben echt eine coole Truppe zusammen. Kristian und ich haben jetzt sieben Jahre zusammengespielt, das wird erstmal ein komisches Gefühl ohne ihn sein. Wir gehen oft zusammen in den Kraftraum und unternehmen auch privat viel zusammen, das wird mir schon fehlen. 

Wie unterscheiden sich die schwedische und deutsche Liga?

Beim Handball ist der größte Unterschied, dass die deutsche Liga einfach in allen Bereichen besser ist. Sowohl spielerisch als auch taktisch. In der schwedischen Liga weißt du als Topmannschaft oft schon vorher, dass du gewinnen wirst. Das ist in Deutschland viel ausgeglichener. 

Was hast Du am Land Deutschland schätzen gelernt?

Der Unterschied zwischen den Ländern ist nicht so groß. Deutsche sind meiner Meinung nach deutlich sozialer als wir Schweden. In Schweden spricht man beispielsweise deutlich weniger mit den Nachbarn, man bleibt eigentlich nur in der eigenen Familie und unter den Freunden. In Deutschland geht man viel öfter raus und hat mehr Freizeitaktivitäten. Das habe ich schon schätzen gelernt. 

Hat es für Dich eine Rolle gespielt, dass Du zuletzt mit schwedischen Spielern den Mittelblock gebildet hast?

Natürlich ist es für uns einfacher in einer stressigen Phase des Spiels schwedisch zu sprechen. Letztlich ist es aber egal, welche Nationalität neben dir spielt. Wir wissen, was der andere gerade macht und haben uns in den letzten Jahren gemeinsam verbessert. Ich kenne Philip Henningsson und Olle Forsell Schefvert schon sehr lange und hätte ich mit einem Deutschen genauso lange gespielt, würden wir uns auch genauso gut verstehen. 

Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen Kreisläufern in Wetzlar? 

Anfangs habe ich mit Jannik Kohlbacher gespielt, dann mit Nils Torbrügge und jetzt zuletzt Patrick Gempp. Von meiner Seite aus hat das immer sehr gut geklappt und wir haben uns immer den Erfolg gegenseitig gegönnt. Das oberste Ziel ist immer, dass die Mannschaft gut spielt. Da ist es egal, welcher Kreisläufer gerade auf dem Platz steht. 

Wie schätzt Du die grün-weißen Kreisläufer in der neuen Spielzeit ein? 

Ich finde die HSG Wetzlar ist für die nächste Saison auch auf der Kreisläufer-Position sehr gut aufgestellt. Felix Danner hat sehr viel Erfahrung und kennt die Liga extrem gut. Adam Nyfjäll hat bisher in der dänischen, norwegischen und schwedischen Liga gespielt, das wird natürlich erstmal eine Umstellung. Er ist aber besonders in der Offensive stark und kennt schon Magnus Fredriksen. Patrick Gempp ist nochmal jünger und hat bewiesen, dass er Bundesliga spielen kann. Die werden das bestimmt richtig gut gemeinsam machen. 

Welcher Spieler wird nächste Saison die größte Entwicklung machen?

Magnus Fredriksen hat in dieser Saison schon eine tolle Leistung gezeigt und wird sich nochmal verbessern. Aber ich glaube auch Patrick Gempp wird noch viel besser werden, wenn er mehr spielt. Ich finde ihn im Training echt richtig gut. 

Mit welchem Spieler hast Du in Wetzlar am liebsten Zeit verbracht?

Da muss ich natürlich erstmal alle Skandinavier nennen. Ich treffe mich aber auch richtig gerne mit Lars Weissgerber. Lars ist ein cooler Typ, sehr witzig und ich mag ihn unheimlich gern. Wir verstehen uns einfach gut. Insgesamt ist aber die gesamte Mannschaft richtig super.  

Wird Dein Abgang ein Verlust fürs „Team Alt“ im Fußball?

Auf jeden Fall! Ich kann beim Fußball alles machen, egal ob Offensiv oder Defensiv. Ich spiele immer gut und mache meine Tore. Meine Mitspieler denken das mit Sicherheit auch, aber das wollen die nie zugeben. (lacht)

Was möchtest Du an Deinem Spiel noch verbessern? 

Alles! Ich weiß, dass ist eine klischeehafte Antwort, aber das ist einfach so. Ich möchte mich im Handball noch überall verbessern. 

Was ist Deine größte Stärke?

Ich probiere immer, es meinen Mitspieler einfacher zu machen. In der Abwehr mache ich oft Dinge, die für mich vielleicht unangenehmer sind, aber davon profitieren dann meine Mitspieler. Da ist es mir egal, wie hart es für mich persönlich ist, solange es für meine Jungs einfacher wird. Ich denke immer zuerst an meine Mitspieler, das ist glaube ich meine größte Stärke. 

Lass uns über diese Saison sprechen: Was war Dein persönliches Highlight der Saison 2020/21?

Die Siege gegen die Topmannschaften waren unglaublich. Viele Spiele waren aber richtig gut von uns, wir haben oft eine unglaubliche Moral gezeigt und als Team immer zusammengearbeitet. 

Was wirst Du an der Stadt und der HSG Wetzlar am meisten vermissen?

Ich werde wirklich alles vermissen. Die Fans und die Stimmung ist hier immer unglaublich. Ich mag wirklich alle von der Mannschaft und der Geschäftsstelle. Ich werde unsere Wohnung, Lahnau und natürlich Wetzlar vermissen. Mir wird wirklich alles fehlen. Ich werde mein Leben hier vermissen und bin wirklich ein bisschen traurig. In meinem Bauch ist echt ein komisches Gefühl, wenn ich an den Abschied denke. Es waren wirklich fünf unfassbar tolle Jahre, der einzige negative Punkt war unser peinlicher Auftritt im REWE Final4 gegen Hannover.

Welche Bedeutung haben die Fans für Dich?

Es ist schon cool, wenn Fans ein Trikot mit meinem Namen tragen. Die Fans hier in Wetzlar sind fantastisch. Die Stimmung ist, egal bei welchem Gegner, geil. Das hilft natürlich sehr. Umso trauriger ist es, dass wir die letzte Saison fast komplett ohne Publikum spielen mussten. Die Fans haben nicht nur der Mannschaft, sondern auch mir persönlich oft geholfen. 

Wie verbringst Du jetzt den Sommer?

Erstmal fahre ich nach Flensburg, um dort einige Dinge zu organisieren und meine Wohnung einzurichten. Dann fahre ich nach Schweden und verbringe eine Woche mit meiner Familie und Freunden. Dann treffen wir uns am 8. Juli mit der Nationalmannschaft für die olympische Vorbereitung. Ich habe also nicht viel Zeit, um richtig Urlaub zu machen. 

Du fährst als 15. Mann nach Tokio. Welche Bedeutung haben die Olympischen Spiele für Dich?

Egal, welchen Sport du machst, Olympia ist das größte Ziel für jeden. Man hat schon sehr viel gehört, dass Olympia etwas komplett anderes ist und ich freue mich einfach dabei zu sein. Das wird auf jeden Fall eine neue Erfahrung und daran werde ich mich mein Leben lang erinnern. Die Weltmeisterschaft war schon wirklich besonders, aber die Olympischen Spiele werden glaube ich nochmal spezieller. 

Was nimmst Du dir für deine Zeit in Flensburg vor? 

Am Anfang ist es erstmal wichtig, mich gut zu integrieren und die ganze Mannschaft kennenzulernen. Erstmal muss ich verstehen, wie die Stadt und der Club funktionieren. Auf lange Sicht habe ich natürlich das Ziel Titel zu gewinnen. Mein größtes Ziel ist die Deutsche Meisterschaft. Ich bin schon schwedischer Meister, U23-Weltmeister und Vize-Weltmeister, aber ich möchte unbedingt Deutscher Meister werden. 

Jetzt sage uns noch das Ergebnis vom nächsten Aufeinandertreffen von Flensburg und Wetzlar voraus. 

Flensburg wird mit 30:25 gewinnen und ich werde zwei Tore machen. 

Nächstes Spiel

27.04.2024 - 19:00 Uhr
Schwalbe-Arena

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