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Phil Spandau - Zwischen Klausur und DHB-Pokal

Von den Mittelhessen Youngsters in die Beletage des Deutschen Handballs

Bild: Oliver Vogler

Das Benefizspiel zwischen Handball-Bundesligist HSG Wetzlar und Zweitligist TV 05/07 Hüttenberg letzte Woche hat gezeigt, wie wichtig den beiden mittelhessischen Handball-Schwergewichten die Jugendarbeit ist.

In den letzten Monaten haben einige Spieler aus dem Team der Mittelhessen Youngsters Bundesligaluft geschnuppert. Bis auf Kurzeinsätze und aufregende Stunden sprang für die jungen Talente kaum etwas heraus. Einer jedoch hat geschafft, was den anderen nicht vergönnt war. Er erfüllte sich seinen großen Traum und belohnte sich mit Toren in der höchsten deutschen Spielklasse.

Phil Spandau traf das erste Mal im Achtelfinale des DHB-Pokals Mitte Dezember beim SC Magdeburg in der 57. Minute zum 28:37 für die HSG. Im Hessenderby gegen die MT Melsungen drei Tage später durfte er auf Linksaußen von Beginn an ran und erzielte gleich in der ersten Minute das 1:0 für die Wetzlarer Jungs.

Phil Spandau ist zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt und spielt seit etwa 13 Jahren Handball. Seine Eltern haben ihm den Sport in die Wiege gelegt. Papa Axel ist Sportwissenschaftler, A-Lizenzinhaber und schnupperte als Co-Trainer der HSG Wetzlar unter Holger Schneider, Martin Schwalb und Dragan Markovic Bundesliga-Luft. Er war lange Zeit als Hessenauswahl- und Stützpunkttrainer für den Hessischen Handballverband tätig und trainierte den TV 05/07 Hüttenberg in der 2. Liga. Mama Christina spielte jahrelang in verschiedenen Vereinen in der Oberliga, bis sie nach Kleenheim kam. Dort war sie in der Regionalliga und der 2. Liga aktiv.

Phil, Deine Eltern haben selbst höherklassig Handball gespielt. Dir blieb ja fast keine andere Wahl als Handball zu spielen, oder?

Phil Spandau: Ja, ich kam dadurch schnell zum Handball, habe nebenbei auch noch Fußball gespielt. Bis ich relativ schnell rausgefunden habe, dass ich nur eine Sportart machen möchte.

Warum ist es Handball geworden?

Phil: Eigentlich aus einem ganz einfachen Grund. Ich finde Fußball kann jeder spielen. Es gibt zehn Millionen Menschen in Deutschland, die versuchen, höherklassig zu spielen. Die Chance ist da sehr gering. Beim Handball ist sie viel realistischer. Da habe ich jetzt mein Glück versucht. Am Anfang habe ich es noch nicht gefunden, aber jetzt sieht es ganz gut aus.

Es macht sicher eine Menge aus, dass der Papa erfolgreicher Trainer ist, oder?

Phil: Auf jeden Fall. Im Moment trainiert er ja die U23 der HSG Wetzlar und da habe ich auch Unterstützung bekommen. Da gab er mir zuhause mal ein paar Tipps, wo ich mich noch verbessern kann. Ja, so ist es eigentlich ganz gut.

Wie ist das Verhältnis im Training zwischen euch?

Phil: Also für mich ist mein Vater ein ganz normaler Trainer im Training. Zu Hause ist es zwar mein Vater, aber wir reden regelmäßig oder dauerhaft nur vom Handball, egal ob es jetzt erste Liga ist, Dritte Liga oder A-Jugend Bundesliga. Wir reden über alles, was Handball heißt. Es gibt zwar auch andere Themen, aber Handball ist das Hauptthema. Aber der wichtigste Punkt für mich ist, im Training heißt mein Papa nicht Papa, sondern einfach nur Trainer oder Axel.

Okay, und das bekommst du gut hin?

Phil: Das kriege ich bis jetzt ganz gut hin.

Und dein Papa?

Mein Papa bekommt es auch ganz gut hin. Manchmal hatte er so kleine Sorgen, er hat mich ja schon in der D-Jugend trainiert. Da lief es nicht so gut, da meinte ich, ich wüsste einiges besser als er. (schmunzelt) Jetzt klappt es aber momentan ganz gut.

Du hattest im Dezember eine hohe Belastung mit Schule, Bundesliga, 3. Liga und A-Jugend Bundesliga. Wie hast du den Spagat zwischen Schule und diesen drei Hochzeiten im Handball geschafft?

Phil: Das war schwer, weil ich kurzfristig auch in der ersten Liga dabei war. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich die Erfahrung mitnehmen durfte. Und da fielen halt auch mal ein paar Stunden aus. Wenn ich in meinem ganz normalen Rhythmus bin, gehen ich morgens in die Schule und es ist ja nur abends Training. Das bekomme ich ganz gut hin. Dann habe ich auch viel Zeit fürs Lernen, bereite mich auf die Klausuren vor und gehe abends ins Handballtraining. Nur manchmal gibt es so ein paar Probleme, wo ich mittrainieren soll. Deswegen weiß ich manchmal nicht, in welche Halle ich soll. Das stellt sich manchmal erst ein, zwei Stunden vor dem Training raus und das ist manchmal ein bisschen kritisch. Aber das kriege ich schon hin.

Ich habe gehört, nach dem Spiel in Flensburg bist du wohl morgens um 05:30 Uhr daheim angekommen und um 08:30 Uhr hast du schon wieder im Bus nach Potsdam gesessen.

Phil: Ja, da war ich dann am Montag auch ziemlich fertig. Da habe ich dann erstmal Frank Carstens angerufen und ihm gesagt, ich müsste heute ein bisschen langsamer machen. Ich bin schon ziemlich kaputt von den über 30 Stunden Busfahrt in drei, vier Tagen. Da habe ich mir dann mal einen Tag frei genommen, aber dann am Dienstag ging es dann wieder 100% weiter.

Wann hast du erfahren, dass du für Lukas Becher einspringen musst?

Phil: Wir haben am Freitag in Flensburg gespielt. Am Montagmorgen wurde mir gesagt, ich soll die ganze Woche in Hüttenberg bei der ersten Mannschaft mittrainieren. Dann hat mich mitten in der Stunde Sebastian Roth, mein Trainer in der A-Jugend, angerufen und meinte: Planänderung, du trainierst um 15:00 Uhr bei der HSG Wetzlar mit und bist auch die nächsten Tage dort und sollst eventuell in Flensburg mitspielen. Da ging mir mein Herz auf. Ich konnte an nichts anderes mehr denken in der Stunde außer an Handball und habe auch ein bisschen gezittert.

In Flensburg hast du nur auf der Bank gesessen, oder?

Phil: Ja, aber das war ein super Erlebnis, geniale Stimmung. Für die Erfahrung war es das auf jeden Fall wert.

Dann ging es zum Pokalspiel nach Magdeburg. Es ist beeindruckend, was da in der Halle abgeht, und dann kommst du in der 54. Minute.

Phil: Ja, ich habe tatsächlich schon so ein bisschen auf Spielzeit spekuliert muss ich sagen. Ich war auch nicht mehr so aufgeregt, weil es einfach um nichts mehr ging, denn wo ich reinkam, lagen wir glaube ich mit acht Toren hinten. Ich konnte befreit aufspielen und habe mir gesagt: Wenn ich einen Wurf bekomme, dann mach ich den auch. So ist das gekommen, dass ich den Gegenstoß gelaufen bin und mein erstes Tor im DHB-Pokal geworfen habe.

Was geht einem da so durch den Kopf, wenn man das erste Mal auf Nikola Portner zu läuft?

Phil: Innerlich habe ich mich total gefreut. Äußerlich war ich im Spiel drin, ich war fokussiert, habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen und einfach mein Spiel weiter so zu spielen wie immer. Es ist ja rein theoretisch nur ein Tor. Im Nachhinein habe ich mich natürlich dermaßen gefreut und habe auch viele Glückwünsche bekommen.

Dann kam das erste Heimspiel in der Buderus Arena. Wie aufregend war das?

Phil: Ein bisschen habe ich vorher schon gezittert. Aber eigentlich ist das für mich eine ganz normale Halle, egal ob es jetzt 200 Zuschauer sind oder 3000. Es ist rein theoretisch nur ein Handballspiel. Ich bin auch immer fokussiert aufs Spiel, egal ob ich jetzt vor dem Spiel in die Halle komme oder beim Aufwärmen oder auf der Bank sitze. Ich versuche das einfach zu verdrängen und das habe ich eigentlich ganz gut hinbekommen. Dass es dann im ersten Angriff mit meinem ersten Tor geklappt hat, war ziemlich cool. Da war ich schon glücklich.

Gibt es einen Traumverein für dich, für den du gerne mal spielen würdest?

Phil: Also mein Ziel war es eigentlich immer, mindestens 2. Bundesliga zu spielen. Bei welchem Verein, wenn es einen Traumverein gäbe? Das wäre schon entweder Magdeburg oder Kiel, allein die Stimmung in der Halle. Im Moment bin ich aber einfach nur dankbar, dass ich dabei sein und die Erfahrungen in der 1. Bundesliga mitnehmen durfte.

Letztes Spiel

27.04.2024 - 19:00 Uhr
Schwalbe-Arena

35 : 28

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